Osmanische Herrschaft

Insgesamt nahm die Bedeutung Zyperns während der Herrschaft der Osmanen rapide ab. Zunächst aber schien alles besser zu werden: Die griechisch-orthodoxe Kirche wurde gemeinsam mit dem Erzbistum wieder hergestellt (allerdings wurden die römisch-katholischen Kirchen in Moscheen umgewandelt), das Feudalsystem sowie die Leibeigenschaft aufgegeben. Doch das alles trog: Die hohen Steuerund Abgabepraktiken ließen die Bevölkerung weiter verarmen. An der Ausbeutung der Bevölkerung war der griechische Klerus nicht ganz unschuldig, ab 1754 wurde der griechische Erzbischof offiziell als Führer der Nation anerkannt – die Osmanen versuchten, über den Klerus die eigene korrupte Beamtenschaft zu kontrollieren. Da der Klerus kraft seines Amtes aber die Steuern nicht selbst einziehen konnte, wurde ein Dragoman bestellt, der für die Osmanen die Steuern von den Griechen eintrieb. „Cypern, nominell unter der Herrschaft eines Beys … wird in Wahrheit vom griechischen Erzbischof und seinem Klerus regiert“ schrieb der englische Diplomat Turner im Jahr 1792.

Vertreter der Volksgruppe

Mittlerweile eskalierte aber die Tendenz der zur Verwaltung der Insel eingesetzten Beamten, sich persönlich zu bereichern. Dürreperioden, damit verbundene Hungersnöte, Heuschreckenplagen – die Not nahm zu, die Sterberate stieg. Türkische wie griechische Bauern lehnten sich dagegen auf, Erfolg war ihnen aber nicht beschieden. Große Teile der Bevölkerung verließen die Insel. Während 1693 noch 150.000 Menschen auf Zypern lebten, waren es 1741 gerade noch 25.000 Menschen. Die zyprischen Bischöfe wurden als Sprecher der auf der Insel verbliebenen Griechen anerkannt, 1754 gar als politische Vertreter der Volksgruppe. Der Freiheitskampf der Griechen in Griechenland gegen die Osmanen tangierte auch Zypern, 1827 erlangte Griechenland seine nationale Unabhängigkeit. Um ein Überschwappen des griechischen Freiheitskampfes zu verhindern, ließ der türkische Statthalter in Nikosía Erzbischof Kyprianos sowie die Bischöfe von Páfos, Kitium und Kerýneia und den Abt des Kýkko-Klosters hinrichten. Das geschah einerseits als Abschreckung, andererseits sollte die politische Macht des Klerus dadurch gebrochen werden.

Ein Massaker

Ein Massaker an griechischen Zyprioten und die Konfiszierung deren Eigentums folgte. In diesen Ereignissen liegen die Wurzeln für den griechisch-türkischen Hass. Viele Zyprioten wanderten nun ins freie Griechenland aus, das zum Idealbild der griechischen Zyprioten wurde. Als der Suez-Kanal 1869 eröffnet wurde, geriet Zypern in die Interessensphäre der Großmächte. England sah Zypern als idealen Stützpunkt im Mittelmeer an, da es nach dem türkisch-russischen Krieg ein weiteres Vordringen der Russen befürchtete. Britische Truppen landeten 1878 auf Zypern, die Türken verpachteten die Insel an England. Das Zypern, das die Briten vorfanden, war ein heruntergekommenes, unterentwickeltes Land und alles andere als ein wirtschaftliches Ausbeutungsobjekt. Die Hafenanlagen waren verfallen, das Inselinnere nur durch Saumpfade erschlossen, der Bergbau zum Erliegen gekommen, in den Sümpfen brütete die Malaria, die Bodenerosion schritt voran und der Außenhandel hatte aufgehört.



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