Sie geistern noch durch viele Reisekataloge und Reiseführer – die alten Frauen neben oder auf dem Esel. So malerisch dieses Bild auch ist – es bleibt nur ein Bild. Denn die griechischen Zyprioten sind längst wohlhabend – längst Kosmopoliten. Wo immer man einen Zyprioten trifft und wie ländlich er auch immer aussehen mag: vielleicht hat er viele Jahre seines Lebens im Ausland, in England, Australien oder den USA verbracht – er wird mit großer Sicherheit Englisch sprechen und mit ziemlicher Sicherheit mindestens ein Familienmitglied haben, das es in London zum Chirurgen oder zum Professor – kurz und gut – zu etwas gebracht hat.

Das weit verbreitete Vorurteil

Das weit verbreitete Vorurteil, dass Zypern eigentlich nur so etwas wie eine griechische Provinz sei, wird auf der Insel nirgends bestätigt. Das Gegenteil ist der Fall: Zypern erscheint viel westlicher als Griechenland, auch wenn es viel östlicher liegt. Der westliche Einfluss ist überall spürbar: auf den Straßen kein lautes Gehupe und Geschrei trotz des hohen Verkehrsaufkommen, auf die griechische Unpünktlichkeit ist hier kein Verlass, und Begriffe wie Zuverlässigkeit, Effektivität und Zurückhaltung sind durchaus auf die Zyprioten zutreffend.

Bindung an ihre Heimat

Was an vielen Zyprioten auffällt, ist ihre starke Bindung an ihre Heimat. Immer öfter kehren Zyprioten, die unter der Woche an der Küste leben, am Wochenende in ihre Dörfer im Landesinneren zurück, wo sie in den Gärten Obst und Gemüse anbauen und so etwas vom Leben ihrer bäuerlichen Vorfahren erhalten. Auch kehren in den letzten Jahren viele einstige Ausgewanderte wieder nach Zypern zurück: Ein alter Mann, der in Amerika reich geworden war und in seine Heimat zurückkehrte, drückte es so aus: „Von Geburt an haben wir davon etwas in uns und keine Kraft der Welt könnte das Bild der schönen Heimat in uns auslöschen. Erst mit dem Tod geben wir es der Erde zurück.“ Und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn auf Zypern gibt es nur eine Erdbestattung.