Steinzeitsiedlung Choirokoitía

Steinzeitsiedlung Choirokoitía

Noch bis vor einigen Jahren galt diese zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörende Anlage als die älteste Steinzeitsiedlung Zyperns. Mittlerweile hat man weitere 17 Siedlungen aus dieser Zeit gefunden

Während um 7000 v. Chr. in Mitteleuropa noch Höhlen, allenfalls Holzbauten als Behausung dienten, wohnten in Choirokoitía ca. 1.000 Menschen schon komfortabel in rund 60 Steinhäusern in Hanglage, am Fuß der Anlage wurden mehrere Bauten im Originalzustand nachgebildet. Woher die ersten Siedler Zyperns kamen, ist ungewiss. Die runden Gebäude, die Hirschhorn- und Karneolperlen weisen auf Syrien und Palästina hin, der Obsidian auf Anatolien (die Steine könnten allerdings auch später importiert worden sein) und die Wandmalereien auf beide Regionen.

Auf jeden Fall war die Erstbesiedlung Zyperns in der Steinzeit ein durchorganisiertes Unternehmen, bei der die Neusiedler mit Pflanzensamen, Damwild, Schafen, Ziegen und Schweinen im Reisegepäck ankamen. Choirokoitía bot die Nähe zum Maronifluss und somit Wasserversorgung und strategisch war seine Lage am Berghang optimal, da man Feinde bereits von weitem erkennen konnte. Die Menschen lebten in runden (vielleicht bienenkorbartigen) Lehmziegelhäusern, in denen sich Herdstellen, Sitzbänke sowie Tische befanden. Sie lebten von der Jagd, worauf viele aus Obsidian – einem vulkanischen Glas – hergestellte Klingen und Pfeilspitzen weisen. Im Übrigen leitet sich aus der Tatsache, dass man hier Obsidian-Werkzeug fand, die Vermutung ab, dass die Bewohner Handelsbeziehungen nach Vorderasien oder Südosteuropa hatten, da es auf Zypern keine Obsidian-Vorkommen gab. Ebenso fand man Tierknochen, die zum Teil zu Haushaltsgeräten gestaltet wurden, woraus man auch ableitete, dass die Menschen schon Haustiere kannten. Sichelklingen deuten auf Getreideanbau hin.

Die Choirokoitía-Kultur verschwand um 5200 v. Chr. plötzlich, nach einer Pause von 1.500 Jahren wurde der Ort wieder besiedelt, um dann 3500 v. Chr. für immer verlassen zu werden. Nahrungsmangel, Krankheit, ein Klimaumschwung, neue Einwanderer oder Naturkatastrophen mögen die Gründe gewesen sein – Choirokoitía gibt noch heute Rätsel auf.

Die Lebenserwartung der Menschen lag bei Männern um 35, bei Frauen um 33,5 Jahren (im Gegensatz zu heute wurden damals also die Männer älter!). Die Toten wurden in Hockstellung auf der Seite liegend begraben, unterhalb des Raumes, wo ihre Angehörigen lebten. Der Blick war zumeist nach Osten, zum Licht hin, gerichtet. In mehreren Hütten fand man unter dem Boden 26 Skelette von Kindern und Erwachsenen, die teilweise mit einem Stein beschwert waren, vielleicht wollte man ihre Wiedergeburt verhindern – diesen noch ungeklärten Brauch gibt es auch in anderen Kulturen.

Die Schädel der Erwachsenen hatten einen abgeflachten Hinterkopf; vermutlich bandagierte man die Säulinge auf ein Brett, um diese rituelle Deformation zu erzielen. Die schönsten Gräberfunde sind im ersten Saal des Zypern-Museums in Nikosía ausgestellt.

Geöffnet: täglich: 9.30–17 Uhr, im Sommer: 9.30-19.30 Uhr

Tipp: Beste Fotografierzeit ist der Vormittag. Je weiter man nach oben steigt, desto besser erkennt man die Gesamtanlage.



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